{"id":49,"date":"2019-10-21T14:10:11","date_gmt":"2019-10-21T14:10:11","guid":{"rendered":"https:\/\/enymdomain.de\/alpha\/?page_id=49"},"modified":"2022-01-11T20:19:32","modified_gmt":"2022-01-11T20:19:32","slug":"geschichte","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/paulo-freire-kooperation.de\/geschichte\/","title":{"rendered":"Geschichte"},"content":{"rendered":"[vc_row full_width=”stretch_row” content_placement=”bottom” equal_height=”yes” remove_bottom_col_margin=”true” css=”.vc_custom_1627922662764{background-image: url(https:\/\/paulo-freire-kooperation.de\/wp-content\/uploads\/2020\/11\/Painel.Paulo_.Freire_dark.jpg?id=120) !important;background-position: center !important;background-repeat: no-repeat !important;background-size: cover !important;}” visibility=”hidden”][vc_column width=”1\/2″][\/vc_column][vc_column width=”1\/2″ css=”.vc_custom_1605869301731{margin-top: 50px !important;margin-bottom: 50px !important;padding-top: 25px !important;padding-right: 25px !important;padding-bottom: 25px !important;padding-left: 25px !important;background-color: #b71011 !important;}”]
Geschichte<\/span><\/div>[vc_column_text font_size=”38″ color=”#ffffff” line_height=”1.2em”]Lorem ipsum dolor site amet velor dolor sit quam.[\/vc_column_text]
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Ein Leben f\u00fcr den Dialog<\/span><\/h3>[vc_column_text]Paulo Freire (1921-1997) hat als P\u00e4dagoge Hoffnungen geweckt und best\u00e4rkt wie nur wenige Menschen in seinem Jahrhundert. Mit seinem dialogischen Prinzip hat er neue Wege der Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden gezeigt. Seine Arbeit st\u00e4rkte weltweit demokratische Basisprozesse. Er war der P\u00e4dagoge der Unterdr\u00fcckten und vermittelte die P\u00e4dagogik der Hoffnung.[\/vc_column_text][\/vc_column_inner][\/vc_row_inner][\/vc_column][\/vc_row][vc_row][vc_column]
25 Jahre Paulo Freire Kooperation<\/span><\/div>[vc_column_text]\n

von Joachim Dabisch<\/span><\/span><\/p>\n

Am 7. November 2021, bestand die <\/span>Paulo Freire Kooperation<\/i><\/span> 25 Jahre. Sie ist 1996 entstanden aus der Regionalgruppe Nord der Paulo Freire Gesellschaft. Die PFG war zwei Jahre zuvor auf Initiative von <\/span>Joachim Dabisch<\/i><\/span> und <\/span>Heinz Schulze<\/i><\/span> (AK Freire in der AG SPAK\/ M\u00fcnchen) an der Universit\u00e4t Frankfurt gegr\u00fcndet worden. Sie sollte die Arbeit der von <\/span>Manfred Peters<\/i><\/span> gegr\u00fcndeten Europ\u00e4ischen Arbeitsgruppe Bewusstseinsbildung im deutschsprachigen Raum fortsetzen und vertiefen. Schon 1991 war von <\/span>J. Dabisch<\/i><\/span> und <\/span>H. Schulze<\/i><\/span> zu Freires 75. Geburtstag bei der AG SPAK ein heute noch lieferbarerer Sammelband herausgegeben worden: <\/span>Befreiung und Menschlichkeit – Texte zu Paulo Freire. <\/i><\/span><\/p>\n

Leider erwies sich der Arbeitsansatz aus M\u00fcnchen als wenig brauchbar und f\u00fchrte zum Scheitern eines an der Universit\u00e4t Oldenburg geplanten Kooperationsprojekts mit dem im Aufbau befindlichen Lettischen Erwachsenenbildungsverband in Riga. Im Laufe der Jahre wurden die Aktivit\u00e4ten der PFG immer geringer, was zur Aufl\u00f6sung des Vereins f\u00fchrte. Lediglich die Berliner Regionalgruppe f\u00fchrt den Namen PFG weiter.<\/span><\/p>\n

Anders in Oldenburg. Dort f\u00fchrte man mit einem konsequent ehrenamtlichen Konzept zahlreiche Seminare an der Universit\u00e4t und an au\u00dferuniversit\u00e4ren Einrichtungen durch. Auf Anregung des k\u00fcrzlich verstorbenen <\/span><\/span>Prof. Friedrich W. Busch<\/i><\/span><\/span> wurde 1997 <\/span><\/span>Paulo Freire<\/i><\/span><\/span> die Ehrendoktorw\u00fcrde der Universit\u00e4t Oldenburg verliehen. Die Festveranstaltung war f\u00fcr den 7. Juli vorgesehen, doch am 2. Mai des Jahres verstarb <\/span><\/span>Paulo Freire<\/i><\/span><\/span> unerwartet. An seiner Stelle nahm seine Witwe <\/span><\/span>Ana Maria Freire<\/i><\/span><\/span> die Ehrenurkunde entgegen. Im Anschluss veranstaltete die <\/span><\/span>Evang. Akademie Loccum<\/i><\/span><\/span> ein internationales Kolloquium mit G\u00e4sten wie <\/span><\/span>Micha Brumlik<\/i><\/span><\/span>, <\/span><\/span>Moacir Gadotti<\/i><\/span><\/span>, <\/span><\/span>Milton Schwantes<\/i><\/span><\/span> und anderen. Eingeladen war auch – auf Wunsch <\/span><\/span>Freires<\/i><\/span><\/span> – J<\/span><\/span>\u00fcrgen Habermas<\/i><\/span><\/span>, der aber ein exorbitantes Honorar forderte und auf dessen Auftritt verzichtet wurde, zumal der von <\/span><\/span>Paulo Freire<\/i><\/span><\/span> gew\u00fcnschte Dialog mit ihm nicht mehr stattfinden konnte.<\/span><\/span><\/p>\n

Im Jahr 2003 fand vom 27. bis 29. November an der <\/span><\/span>Carl von Ossietzky Universit\u00e4t <\/i><\/span><\/span>zu Oldenburg auf Anregung des verstorbenen Prof. <\/span><\/span>Wolfgang Nitsch<\/i><\/span><\/span> eine internationale Konferenz des <\/span><\/span>Deutschen Instituts f\u00fcr Menschrechte<\/i><\/span><\/span> in Zusammenarbeit mit der <\/span><\/span>Paulo Freire Kooperation<\/i><\/span><\/span> und dem <\/span><\/span>UNESCO Institut f\u00fcr P\u00e4dagogik<\/i><\/span><\/span> statt; <\/span><\/span>\u201eDas Recht auf Bildung f\u00fcr alle – Menschenrechtsbildung und die Aktualit\u00e4t der P\u00e4dagogik Paulo Freires.\u201c<\/i><\/span><\/span> Organisatoren waren <\/span><\/span>Claudia Lohrenscheit<\/i><\/span><\/span> und <\/span><\/span>Bernd Overwien <\/i><\/span><\/span>vom Berliner Menschenrechtsinstitut. G\u00e4ste waren u.a. <\/span><\/span>Ana Maria Freire, Peter McLaren, Manfred Peters, Volker Lenhart, Hanna Zielinska, Olgair Gomes Garcia, Antje Rothemund.<\/i><\/span><\/span> Vortragenden und Zuh\u00f6rer zusammenzuf\u00fchren war eine bedeutende Aufgabe der <\/span><\/span>Paulo Freire Kooperation<\/i><\/span><\/span> zu dieser Zeit. <\/span><\/span><\/p>\n

In den folgenden Jahren standen die Jahreskonferenzen der pfk, Lehrauftr\u00e4ge an der Uni Oldenburg und ausw\u00e4rtige Vortragsreihen im Vordergrund. Auch der Aufbau des <\/span><\/span>Paulo Freire Verlags<\/i><\/span><\/span> mit verschiedenen Reihen (u.a. Internationale Sozialarbeit, Sozialarbeit des S\u00fcdens, P\u00e4dagogische Reihe, Edition Neuer Diskurs, Schola Nova, Dialog und Diskurs, Erfurter Hefte, Lebenswelten, Aspekte der Freire-P\u00e4dagogik) stand im Vordergrund der Arbeit. Seit 1997 wird die Zeitschrift <\/span><\/span>Dialogische Erziehung<\/i><\/span><\/span> von der pfk herausgegeben, ab 2005 im gr\u00f6\u00dferen und farbigen Format. Inzwischen erscheint die D.E. im 25. Jahr und wird in zahlreichen Bibliotheken ausgelegt. Die Zeitschrift steht in der Tradition des von <\/span><\/span>Paulo Freire<\/i><\/span><\/span> in Genf gegr\u00fcndeten <\/span><\/span>Institute of Cultural Action<\/i><\/span><\/span> (IDAC) und den dort herausgegebenen <\/span><\/span>IDAC-Documents<\/i><\/span><\/span>.<\/span><\/span><\/p>\n

Auch die mittlerweile 23 B\u00e4nde des Freire-Jahrbuchs (seit 1999) sind wichtige Bausteine bei der Entwicklung und Weiterf\u00fchrung der p\u00e4dagogischen Theorie <\/span><\/span>Paulo Freires<\/i><\/span><\/span>. Dialog, Situation und ver\u00e4nderndes Handeln sind darin die ineinandergreifenden Elemente des gro\u00dfen Denkers und Praktikers der Befreienden P\u00e4dagogik, <\/span><\/span>Paulo Freire<\/i><\/span><\/span>.<\/span><\/span><\/p>\n

Vom 9. bis 11. November 2018 fand an der Universit\u00e4t Hamburg der zweite <\/span><\/span>Freire-Kongress<\/i><\/span><\/span> mit dem Thema <\/span><\/span>Dialogisches Denken und Bildung als Praxis der Freiheit <\/i><\/span><\/span>statt. Organisatoren waren <\/span><\/span>Heinz-Peter Gerhardt, Stefan Berzel, Dietlinde Gipser<\/i><\/span><\/span> und <\/span><\/span>Heiner Zillmer<\/i><\/span><\/span>. G\u00e4ste waren u.a. <\/span><\/span>Dirk Oesselmann, Manfred Peters, Ronald Lutz, Christel Adick, Joachim Schroeder, Ana Cruz, Iman Schalabi, Sari Versikansa, Antonio Fernando Gouvea, Nabil Kassem, Frank Henning<\/i><\/span><\/span>. Ver\u00f6ffentlicht wurden die Vortr\u00e4ge in zwei Publikationen: <\/span><\/span>Widerspr\u00fcche, Bd. 15<\/i><\/span><\/span>5, <\/span><\/span>Dialogisches Handeln und Forsche<\/i><\/span><\/span>n sowie in: <\/span><\/span>Dabisch, Giper, Zillmer (Hrsg.)<\/i><\/span><\/span>, <\/span><\/span>Dialogisches Denken und Bildung <\/i><\/span><\/span>(Paulo Freire Verlag).<\/span><\/span><\/p>\n

In diesem Jahr hat vom 14. bis 18. Oktober unter schwierigen Corona-Bedingungen an der <\/span><\/span>Paris Lodron Universit\u00e4t<\/i><\/span><\/span> zu Salzburg ein dritter <\/span><\/span>Freire-Kongress<\/i><\/span><\/span> stattgefunden: \u201eSolidarit\u00e4t in der globalen Gesellschaft – Dialog und Befreiung in einer digitalen Zukunft\u201c. Beteiligt an der Vorbereitung und der Durchf\u00fchrung waren das <\/span><\/span>Paulo Freire Zentrum<\/i><\/span><\/span>, Wien, die <\/span><\/span>FHS Erfurt<\/i><\/span><\/span>, die <\/span><\/span>Paulo Freire Kooperatio<\/i><\/span><\/span>n, das<\/span><\/span> Bundesland Salzburg, Intersol, die Western Norway University of Applied Sciences<\/i><\/span><\/span> sowie 10 weitere Einrichtungen. Organisiert wurde die Tagung von <\/span><\/span>Prof. Wassilios Baros<\/i><\/span><\/span> und seinem Team von der Uni Salzburg. Durchgef\u00fchrt wurden die \u00fcber 50 Vortr\u00e4ge in hybrider Form, teilweise in H\u00f6rs\u00e4len, teilweise online vom Heimatort. Keynote-Vortragende waren <\/span><\/span>Walter Omar Kohan <\/i><\/span><\/span>mit <\/span><\/span>Gerald Faschingeder<\/i><\/span><\/span>, <\/span><\/span>Christel Adick, Joachim Schroeder<\/i><\/span><\/span> sowie <\/span><\/span>Christine Zeuner<\/i><\/span><\/span>. Eine Ver\u00f6ffentlichung der Beitr\u00e4ge ist in Vorbereitung. Bereiterkl\u00e4rt f\u00fcr eine Publikation hat sich der <\/span><\/span>Springer Verl<\/i><\/span><\/span>ag.<\/span><\/span><\/p>\n

Die bewegten 25 Jahre seit Gr\u00fcndung der <\/span><\/span>Paulo Freire Kooperation<\/i><\/span><\/span> haben gezeigt, dass der Gedanke der Kooperation von grundlegender Bedeutung ist. Als Verein h\u00e4tte die <\/span><\/span>pfk<\/i><\/span><\/span> alleine nur wenig bewegen k\u00f6nnen. Der Zuschnitt als Verein mit einem offenen Diskussionsforum durch Beiratsmitglieder und zahlreiche internationale und nationale Kontakte hat den Motor gegeben, die Ideen <\/span><\/span>Paulo Freires<\/i><\/span><\/span> in Erinnerung zu halten und gleicherma\u00dfen weiterzuentwickeln. Das Herzst\u00fcck waren und sind immer der oder die Vorsitzende und der gesch\u00e4ftsf\u00fchrende Vorstand. Vorsitzende waren bisher: Joachim Dabisch, Stefan Berzel, Philipp Andrae und zurzeit <\/span><\/span>Thomas Friedrich<\/i><\/span><\/span>. In diesem Sinne wird die <\/span><\/span>Paulo Freire Kooperation<\/i><\/span><\/span> weiterhin arbeiten.<\/span><\/span><\/p>\n[\/vc_column_text][\/vc_column][\/vc_row][vc_row][vc_column][vc_text_separator title=”\u00e4ltere Beitr\u00e4ge”][\/vc_column][\/vc_row][vc_row][vc_column]

20 Jahre der Paulo Freire Kooperation e.V.<\/span><\/div>[vc_column_text]\n

von: Dr. Joachim Dabisch<\/p>\n

<\/a>Paulo Freire (1921-1997), der promovierte Jurist, gewerkschaftsnahe und basis-christliche Volkserzieher, der fast prophetische P\u00e4dagogikprofessor hat Hoffnungen geweckt und best\u00e4rkt wie nur wenige Menschen in seinem Jahrhundert. Mit seinem dialogischen Prinzip, das zurecht an Martin Buber und John Dewey erinnert, hat er neue Wege der Lernbeziehungen gezeigt. Seine Arbeit st\u00e4rkte weltweit demokratische Basisprozesse. Er war der P\u00e4dagoge der Unterdr\u00fcckten, der Besitzlosen und vermittelte eine P\u00e4dagogik der Hoffnung. Die Sozialpastoral Lateinamerikas und die Theologie der Befreiung wurden von ihm stark beeinflusst. Er entwickelte ab 1962 seine psychosoziale Alphabetisierungsmethode mit interdisziplin\u00e4rer Begleitforschung, mit der innerhalb von 40 Unterrichtsstunden Lesen und Schreiben erlernt werden konnte. Diese Methode machte Paulo Freire ber\u00fchmt und bei den Diktatoren Brasiliens verha\u00dft, sodass er 1964 f\u00fcr 7 Wochen inhaftiert war und anschlie\u00dfend aus seinem Land ausgewiesen wurde. In Chile, wo er Asyl fand, erarbeitete er f\u00fcr die UNESCO ein \u00e4hnliches Alphabetisierungsprogramm. Nach Harvard in die USA zur Gastprofessur 1968\/9 eingeladen erlebte er fruchtbare diskursive Kritik und Reflexion. Der Weltkirchenrat in Genf war ihm ab 1970, besonders nach dem chilenischen Milit\u00e4rputsch 1973, lange Zeit eine neue Heimat. Von dort unterst\u00fctzte er als Bildungsberater die jungen, aus portugiesischer Kolonialherrschaft befreiten Staaten Afrikas (insbes. Guinea-Bissau, Kapverden) und den Bildungskreuzzug im neuen Nicaragua. Als letzter Exilierter der Milit\u00e4rdiktatur konnte Paulo Freire 1980 wieder nach Brasilien heimkehren. Er war Mitbegr\u00fcnder der st\u00e4rksten politischen Gruppierung, der Partei der Arbeiter (PT), schlo\u00df sich den Arbeitsgruppen des Kardinal Arns an und \u00fcbernahm wesentliche Aufgaben im brasilianischen Bildungssektor.<\/p>\n

Freires theoretischen \u00dcberlegungen sind in erster Linie aus eigenen praktischen Anwendungen und der fr\u00fchen famili\u00e4ren Erfahrung des Hungers entstanden. Freire entwickelte in diesem Spannungsfeld seine ersten Gedanken, mit denen er sp\u00e4ter seine erfolgreiche Methode der humanisierenden Alphabetisierung und der Kulturzirkel beschreibt. <\/span>\u201eIch bin in meiner Jugendzeit zu den Landarbeitern und Industriearbeitern in meinem Land gegangen, getrieben ohne Zweifel von meiner christlichen Bildung. Als ich anfing zu arbeiten, veranlassten mich die Lebensbedingungen dieser Klassen, Marx zu studieren… Als ich mich mit Marx befasste, fand ich keinen Grund, in der Suche nach Christus aufzuh\u00f6ren.\u201c<\/span><\/p>\n

Seine begr\u00fcndete Verwurzelung sowohl im Marxismus als auch im katholischen Christentum war ein Resultat der Diskussionen brasilianischer Aufkl\u00e4rer des <\/span>Movimento de Cultura Popular.<\/span> In diesem Zusammenhang wird im R\u00fcckgriff auf <\/span>Hegels<\/span> Dialektik der Begriff <\/span>conscientiza\u00e7\u00e3o<\/span> gepr\u00e4gt. Dieses Wort entwickelt ziemlich bald eine Eigendynamik. Urspr\u00fcnglich im Sinne von \u201eBewusstwerdung\u201c innerhalb des <\/span>MCP<\/span> benutzt, f\u00fchrt erst die Ber\u00fchrung mit Paulo Freire und seiner Methode zu einer spezielleren Bedeutung von <\/span>conscientiza\u00e7\u00e3o<\/span>, durch die eine kritische Erkenntnis der Realit\u00e4t erm\u00f6glicht wird, der Stellung des Einzelnen zu sich selbst, zu seiner Wirklichkeit und Weltumfa\u00dftheit.<\/span><\/p>\n

F\u00fcr Paulo Freire hat die kritische Erkenntnis der Realit\u00e4t notwendigerweise eine politische Dimension. Die gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnisse eines Landes sind immer Resultate menschlichen Handelns und deshalb auch ver\u00e4nderbar. Seine Theorie politischen Handelns fasst er zu dem Begriff <\/span>kulturelle Aktion<\/span> zusammen: d.h. hier differenziert er zwischen der Aktion der <\/span>Erziehung<\/span>, die ein politisches Bewusstsein entwickelt, und der eigentlichen Aktion des politischen <\/span>Handelns<\/span>. Im Dialog vollzieht sich ein Erkenntnisakt zwischen dem Wissen um die tats\u00e4chlichen gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnisse und dem daraus generierten Wunsch nach Ver\u00e4nderung dieser oft unguten Verh\u00e4ltnisse. Auf h\u00f6herer Ebene wirkt diese Spannung als Motor, genannt <\/span>kulturelle Aktion<\/span>.<\/span><\/p>\n

Da Freire den Erziehungsprozess eng verflochten mit dem eigentlichen Prozess politischen, b\u00fcrgerschaftlichen Handelns sieht, leitet er daraus unterschiedliche Erziehungsformen ab. Einerseits wird ein Gesellschaftssystem, das auf Verharrung, auf die Unver\u00e4nderbarkeit des passiven Soseins ausgerichtet ist, den Erziehungsprozess lediglich zur nur einseitigen Vermittlung von Wissen nutzen. Freire bezeichnet diese Situation als die <\/span>concepcion bancaria<\/span>, das Verh\u00e4ltnis zwischen dem `Bankier\u00b4 Lehrer und dem `Kreditnehmer\u00b4 Sch\u00fcler. Auf der anderen Seite kann Lernen auch Begegnung sein, worin Erkenntnis nicht \u00fcbertragen, sondern auf dialogische Weise gemeinsam gesucht wird. Freire nennt dies die <\/span>concepcion problematizadora.<\/span> Selten ist in der erziehungswissenschaftlichen Literatur das immer politisch gerichtete Verh\u00e4ltnis zwischen Erziehungsprozess und gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnissen deutlicher herausgestellt worden. Der Lehrer ist (unbewu\u00dft) immer auch ein politischer Lehrer, selbst wenn er sich politischer \u00c4u\u00dferungen enth\u00e4lt. <\/span><\/p>\n

F\u00fcr viele Menschen ergeben sich soziale Ungleichheiten. Wer nicht die Lebenssituation der Menschen mit ihren generativen Begriffen ber\u00fccksichtigt, wird keine L\u00f6sungswege erkennen k\u00f6nnen. Der Ruf nach gr\u00f6\u00dferer Kontrolle, totalen Institutionen, langen Schulzeiten wird nie die Sehnsucht der Kinder und Jugendlichen (oder auch der `Gro\u00dfen\u00b4) nach W\u00e4rme, Verst\u00e4ndnis und Geborgenheit erf\u00fcllen k\u00f6nnen. Nur eine an konkreten Problemen orientierte Methode, eine vertiefte Qualit\u00e4tsverbesserung p\u00e4dagogischer Arbeit und eine dialogorientierte Hinwendung zu den Menschen k\u00f6nnen wenigstens ansatzweise zu gerechteren L\u00f6sungen f\u00fchren. Viele Wege im 20. Jh. haben in die Irre gef\u00fchrt. M\u00f6glicherweise gibt es gar keinen idealen Weg. Diejenigen, die sich selbst als menschlich, also auch suchend akzeptieren und ihre Mitmenschen bei dem Vorhaben, ihr Gl\u00fcck oder ihren Frieden zu finden, unterst\u00fctzen, werden in der dialogischen Methode Paulo Freires ein geeignetes Hilfsmittel erhalten, mit dem sie zumindest die richtigen Fragen stellen k\u00f6nnen. Die Bereitschaft zum offenen Dialog, die Liebe zu den Menschen, der Glaube an die Bestimmung zum Sein und an die Ver\u00e4nderung ungerechter gesellschaftlicher Zust\u00e4nde sind unverzichtbare Wesenselemente einer befreienden P\u00e4dagogik.<\/span><\/p>\n

Die Transformation des gesellschaftlichen Bewusstseins hin zu einem kritischen Bewusstsein jedes einzelnen Menschen ist das zentrale Element der P\u00e4dagogik Paulo Freires, wobei es unerheblich ist, welcher Kultur, welcher Nationalit\u00e4t oder welchem Sprachkreis ein Mensch angeh\u00f6rt oder welcher pers\u00f6nlichen Neigung er nachgeht. Die Paulo Freire Kooperation e.V., eine wissenschaftliche Gesellschaft, gebildet 1996 an der Universit\u00e4t Oldenburg, ist ein internationaler Zusammenschluss von Menschen, die sich an den Ideen Paulo Freires orientieren und den Weg einer dialogorientierten Gesellschaft gehen wollen. Dazu bedarf es vieler Meinungen und tatkr\u00e4ftiger Initiative, um gemeinsam das Ziel einer humanen und freien Gesellschaft zu erreichen. Willkommen sind alle, die sich auf eine P\u00e4dagogik der Hoffnung einlassen m\u00f6chten und die versuchen, befreiende Bildungsarbeit zu realisieren. <\/span><\/p>\n

(Febr. 2017, Redaktion Dr.Thomas Friedrich)<\/span><\/p>\n

# Zeitschrift Dialogische Erziehung; seit 1996, hrsg. v. PFK-e.V. Oldenburg<\/p>\n

# Freire-Jahrbuch 1 bis 22; seit 1999, hrsg. v. Joachim Dabisch, Freire-Verlag Oldenburg<\/p>\n

H.E. Tenorth (Hrsg): Klassiker der P\u00e4dagogik Bd.2. Von John Dewey bis Paulo Freire. C.H.Beck, M\u00fcnchen 2003<\/p>\n[\/vc_column_text][\/vc_column][\/vc_row]\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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