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Viele Bücher, viele Sprachen

Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, waren aber auch in vielen Ländern verbotene Literatur. Dort wurden sie teilweise abgeschrieben und von Hand zu Hand weitergegeben. In Europa beeinflussten die Gedanken Paulo Freires alle pädagogischen Bereiche: Sozialarbeit, Erwachsenenbildung, Schule, Kindergartenarbeit, außerschulische Jugendbildung. In Wissenschaft und Praxis ergeben sich viele Berührungspunkte mit seiner Pädagogik: Soziologie, Ökonomie, Psychologie, Theologie, Linguistik, bildende Kunst oder Theaterarbeit. Die Vielfalt der Überschneidungen bietet eine Chance den Weg in eine neue Gesellschaftsform zu finden, die das Individuelle im Menschen stärkt und im Globalisierungsprozess das Gemeinsame aller Menschen hervorhebt.

Über Theorie und Praxis hinaus

Paulo Freire entwickelte seine Theorie und Praxis in deutlicher Abgrenzung zum kolonialen Erbe Brasiliens. Seine befreiende Pädagogik kann als groß angelegter Versuch verstanden werden, dieses Erbe in Brasilien und später weltweit im Rahmen eines globalen Lernens zu überwinden. Mit zunächst F. Fanon, A. Cabral u. a. als Wegbegleitern. Der koloniale Blick auf die Kolonisierten als Handelsware (Sklaven, Arbeitskräfte) und Tiere (vgl. z. B. „Völkerschauen“ in „Hagenbecks Tierpark“ ab 1865 z. B. in Hamburg) führte und führt bei diesen zu einer „Kultur des Schweigens“, zu einer Internalisierung dieses Blickes der Herrschenden, der Andere Ausgrenzenden. Mit Freires „anthropologischem Konzept der Kultur“ im Vorfeld und während „kultureller Aktionen für die Freiheit“ können sich in Bewusstseinsbildungsprozessen viele „Unterdrückte“ zum ersten Mal als Menschen begreifen, sich zur Bildung und Selbstermächtigung begabt erfahren.

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